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ZZF-Symposium in Frankfurt: Zoonosen sind beherrschbar

19.10.2022  |  Pressemeldung

Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF) veranstaltete sein 26. Fachsymposium zum Thema Zoonosen.

Rund 70 Tierärzte, Zoofachhändler und Tierexperten trafen sich beim Symposium zum Thema "Zoonosen".
Foto: Mohammed Alaabed

Hygiene hilft: im Zoofachhandel Risiken minimieren / Unterschiedliche Erreger und Hygienemaßnahmen bei den Tiergruppen / Humanmediziner sollten Hinweise auf Tierkontakt bei Diagnose beachten / Fazit: Zoonotische Krankheiten weisen ein beherrschbares Risko auf und sind in der Regel kein Grund, auf das Zusammenleben mit Heimtieren zu verzichten

Zum ZZF-Fachsymposium „Zoonosen“ versammelten sich am vergangenen Wochenende rund 70 Tierärzte, Zoofachhändler und Heimtierexperten in Frankfurt am Main. Sie erlebten einen intensiven Austausch mit acht Fachvorträgen und anregenden Diskussionsrunden. Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e. V. (ZZF) hat das Symposium gemeinsam mit dem Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt), dem Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT) und dem Arbeitskreis "Zoofachhandel & Heimtiere" der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) bereits zum 26. Mal organisiert. Im Mittelpunkt der Fachvorträge und Diskussionen standen Krankheiten, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können. Die Referentinnen und Referenten waren sich einig, dass eine konsequente Hygiene im Umgang mit Heimtieren das A und O ist. Dann sei das Zoonoserisiko beherrschbar und auch kein Grund, auf das Zusammenleben mit Heimtieren zu verzichten.

„Noch vor wenigen Jahren war die Bezeichnung „Zoonose“ eher ein Fachbegriff“, sagte ZZF-Geschäftsführer Gordon Bonnet bei seiner Begrüßung. Das sei heute anders, denn auch das Corona-Virus kam aus dem Tierreich zu uns Menschen. „Tatsächlich sind ungefähr zwei Drittel aller menschlichen Infektionskrankheiten Zoonosen.“ Welch hohen Stellenwert das ZZF-Symposium für die Veterinäre hat, wurde in den Grußworten von Dr. Melanie Schweizer (BbT), Dr. Stefanie Schmidtke (bpt) und Daniela Rickert (TVT) deutlich, die danach im Wechsel mit Dr. Stefan K. Hetz (ZZF) moderierten.

„Bereits im Mai 2020 haben wir eine Stellungnahme veröffentlicht, die auf die Problematik von Zoonosen hinweist und Hygieneanforderungen formuliert“, führte ZZF-Referent Dr. Hetz ins Thema ein. Durch die Hygienemaßnahmen, die im Zusammenhang mit Covid19 vorgeschrieben waren – etwa das Tragen einer Maske – seien andere Erkrankungen ebenfalls zurückgegangen. „Es geht in der Heimtierhaltung darum, Risiken zu erkennen und zu minimieren“, so der Diplom-Biologe.

„Wie kommen Zoonosen zu uns?“ fragte Dr. Stefan Ziegler vom World Wildlife Fund (WWF). Genau wüssten wir nicht, wann es begonnen habe, in den letzten 50 Jahren aber hätten sich Zoonosen verdreifacht. „Treiber sind Klimawandel, Entwaldung, illegaler Wildtierhandel, intensive Landwirtschaft und antimikrobielle Resistenzen“, so der Forscher.

Dr. Olaf Türck, leitender Tierarzt bei der Fressnapf GmbH, klärte darüber auf, wo Zoofachhändler Risiken erkennen und Infektionen vermeiden können. Ist es bei der Aquaristik das Wasser, über das sich Infektionen übertragen, so sind es bei den Kleinsäuger- und Vogelanlagen eher der direkte Kontakt mit den Tieren und ihren Ausscheidungen. „Risiken bestehen bei der Tieranlieferung, beim -verkauf sowie der Reinigung von Anlagen und Quarantänebecken“, sagte der erfahrene Praktiker. Was hilft? Hygiene! „Wichtig sind im Handel Checklisten für die Abläufe, sachkundiges Personal und regelmäßige Überprüfung.“ Er empfiehlt, die Tieranlagen unzugänglich für Kunden zu machen und beim Reinigen und Kontakt immer Handschuhe und Maske zu tragen. Und: Küssen verboten!

In medias res ging es mit Dr. Verena Jung-Schroers sowie Prof. Dr. Michael Pees von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Dr. Jung-Schroers betrachtete Zoonosen bei Fischen und Amphibien, Prof. Pees bei Zier- und Wildvögeln. „Salmonellosen können beim Kontakt mit Amphibien oder Reptilien übertragen werden“, sagte Jung-Schroers. Deshalb seien sogenannte Touch-Pools, die Seesterne und Garnelen für Kinder zum Streicheln zugänglich machen, kritisch zu sehen. „Auch Dermatosen werden beim Hausarzt häufig nicht erkannt.“ Es sei wichtig für Humanmediziner, bei unklaren Fällen den Kontakt mit Wasser oder Heimtieren als Krankheitsursache in Betracht zu ziehen.

Dr. Silvia Blahak vom Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen-Lippe referierte zur Tiergruppe der Reptilien. „Der Zoofachhandel ist als Aufklärer in der Pflicht, die Halter über Hygiene zu informieren“, sagte Dr. Blahak. Händereinigung sei zentral, Desinfektion wichtig und vom Auslauf der Terrarientiere in der Wohnung rate sie stark ab. Bei Kleinsäugern kommen viele Zoonosen vor, das machte Dr. Kerstin Müller von der FU Berlin klar. Besonders häufig sind Dermatophytosen, aber auch Erkrankungen durch die tropische Rattenmilbe. Neben Quarantänemaßnahmen könnte es helfen, erregerfreie Bestände zu züchten, so die Veterinärin.

Am zweiten Tag des Symposiums berichtete Dr. Petra Kölle von der LMU München über Zoonosen durch Heimtierfutter. Nach den Erkenntnissen ihres Instituts sei besondere Vorsicht beim Barfen, dem Füttern mit rohem Fleisch, geboten: Hier fänden sich signifikant höhere Kontaminationen als im konventionellen Futter, vor allem Salmonellen und Listerien seien ein Problem. „Auch lebende Futtertiere unbekannter Herkunft sollten Tierhalter unbedingt meiden“, riet Dr. Kölle.

Als letzte Referentin gab Dr. Anna Sternjakob vom Universitätsklinikum des Saarlandes einen spannenden Einblick in die Erforschung neuer Erreger wie Bornaviren, Coronavirus oder Affenpocken. Für die Heimtierhaltung spielen diese derzeit keine große Rolle. Für Katzenhalter sei es aber zum Beispiel wichtig, mit ins Haus gebrachte tote Spitzmäuse nur mit Handschuhen zu entsorgen, da sie ein für Menschen gefährliches Bornavirus übertragen könnten.

In der anschließenden Fachdiskussion ging es unter anderem darum, bei Aquarien den Wasseraustausch zwischen den Becken zu vermeiden, indem keine Etagen- oder Blockfilter verwendet werden, bei Vogelanlagen die Belüftung zu verbessern, da auch in der Luft und im aufgewirbelten Staub Infektionen lauern können. Hygienemassnahmen zur Verhinderung von Krankheiten unter Tieren helfen auch dem Menschen: die Kernaussage des One-Health-Prinzips. Einige Teilnehmer wünschten sich eine Zertifizierungsstelle für Hundefutter. Andere machten sich dafür stark, Erkenntnisse zum Heimtierfutter bekannter zu machen, zum Beispiel per Social-Media.

Das nächste ZZF-Symposium findet am 14. und 15. Oktober 2023 in Frankfurt am Main statt. Thema wir voraussichtlich „Tierernährung“ sein.

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