ZZF-Symposium: Gesunde Vögel, zufriedene Kunden

21.10.2021  |  Pressemeldung

Jubiläum: Rund 80 Teilnehmer/-innen beim 25. ZZF-Symposium 2021 in Kassel // Vogelmedizin heute // Ziervogelarten und -zuchtformen // Was eine artgerechte Haltung bedeutet

Über 80 Tierärzte und Zoofachhändler tauschten sich am 16. und 17. Oktober beim 25. ZZF-Fachsymposium über die Vogelhaltung aus. Veröffentlichung für redaktionalle Zwecke honorarfrei.
Foto: ZZF_AndreasWeber

"Zier(?)-Vögel? - Uninteressant!?" - Unter dieser Fragestellung fand am 16. und 17. Oktober das 25. ZZF-Fachsymposium in Kassel statt. Die Veranstaltung für Veterinäre und Zoofachhändler wurde vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e. V. zusammen mit dem Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt), dem Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT) und dem Arbeitskreis 8 der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) ausgerichtet.

Zur Eröffnung des 25. ZZF-Symposiums begrüßte ZZF-Präsident Norbert Holthenrich die rund 80 anwesenden Tierärzte, Zoofachhändler und weiteren Expertinnen und Experten. Er brachte seine Freude über das Jubiläum des Fachsymposiums zum Ausdruck: "Seit Jahrzehnten gilt die Veranstaltung als achtenswerter Termin für den Austausch über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in der Heimtierhaltung." Die Pflege von Vögeln bezeichnete er als "überaus erfreuend aber zugleich anspruchsvoll" und betonte, dass die Liebe zum Tier für alle Teilnehmenden im Mittelpunkt ihres Wirkens stehe.

Dr. Petra Sindern, 1. Vizepräsidentin und Stellvertreterin des bpt-Präsidenten, hob in ihrem Grußwort Errungenschaften, aber auch Probleme der Tierärzte wie den Personalmangel und die damit verbundene Schwierigkeit flächendeckende Notdienste zu bewältigen hervor.

Dr. Christine Bothmann, BbT-Vizepräsidentin, Sachgebiet Tierschutz, kritisierte, dass der Rat der Tierärzte zu wenig von der Politik berücksichtigt werde - nicht nur während der Pandemie. "Tierwohl ist mehr als Wohlfühlen", brachte es Daniela Rickert, Vorsitzende TVT AK 8, zur Begrüßung auf den Punkt. "Wir müssen aufklären, aufklären, aufklären, was es heißt, eine gute Tierhaltung zu betreiben." Dazu regte sie an, nicht mehr von "Zier"-Vögeln zu sprechen, sondern von Vögeln, da sie mehr seien als bloße Zierde.

Artgerecht bedeutet verhaltensgerecht

Den Auftakt der Fachvorträge bildete Jörg Ehlenbröker, AZ-Präsident, Fachbuchautor und Vogelfotograf, mit dem Thema "Bunte Vielfalt - Ziervogelarten und -zuchtformen". Mit einer Auswahl von 150 Bildern brachte er den Teilnehmenden verschiedene Vogelarten und teilweise deren Zuchtformen auf anschauliche Weise nahe. Neben Wellensittichen, Nymphensittichen, Kanarien, Zebrafinken und Reisamadinen stellte er verschiedene Neophema-Arten, Agaporniden und Sperlingspapageien, Gouldamadinen, Grasamadinen und viele weitere mehr vor. Sein Fazit zum Thema "Zier(?)-Vögel? - Uninteressant!?": "Absolut nicht! Sie sind im Gegenteil sehr bereichernd."

Heike Mundt, Inhaberin des Papageienparks Bochum sprach über "Geeignete Haltungssysteme für Ziervögel" und stellte ausgewählte Beispiele vor. "Das Wohl der Tiere steht im Vordergrund. Vögel waren früher Zierde und sind heute Familienmitglieder über viele Jahrzehnte. Sie begleiten uns durchs Leben." Hierzu gab sie zahlreiche praktische Hinweise und Beispiele, wie die Haltungssysteme den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden sollten - von der Schleuse bei Außenvolieren, der Hygiene und Ausstattung bis zur richtigen Gitterstärke und dem passenden Durchmesser. Für eine tiergerechte Haltung sei es essenziell, dass alle Familienmitglieder eingebunden werden und im Handel entsprechend intensiv beraten wurden.

Nach der Pause präsentierte Hildegard Niemann, Diplom-Biologin und Parrot Behaviour Consultant ihre Thesen zum Thema: "Ziervögel in menschlicher Obhut - artgerecht bedeutet verhaltensgerecht". Anhand von zwei Fallbeispielen stellte sie die Haltung von "Zier"-Vögeln in menschlicher Obhut und ihre Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden der Vögel unter ethologischen Gesichtspunkten vor. Dabei müsse die Zielsetzung sein, die menschlichen Interessen mit den Interessen des zu haltenden Tieres so in Einklang zu bringen, dass das Tier sein arttypisches Verhalten in vollem Umfang zeigen kann. "Tierschutz, auch in der Vogelhaltung, darf kein Minimalprogramm sein!" Dafür forderte sie alle Beteiligten zu einer engeren Zusammenarbeit auf.

Infektionen und andere Krankheiten

Dr. med. vet. Dorit Münker, praktische Tierärztin, Remshalden, TVT-AK8, berichtete über häufige Infektionen bei Ziervögeln. Das Spektrum reicht hier von Parasiten und Pilzen bis zu Bakterien und Viren. Ob und wie heftig eine Infektion ausbricht, hänge vom Erreger und vom Immunsystem des Wirtes ab. Den besten Schutz vor Einschleppung von Infektionen im Zoofachhandel biete eine ausreichend lange Quarantäne mit entsprechenden Untersuchungen.

Für Dr. med. vet. Axel Zinke, Fachtierarzt für Geflügel aus der Tierärztlichen Praxis für Vögel in Lotte-Büren, ist es nicht immer eindeutig, welche Faktoren eine Erkrankung auslösen. Verletzungen durch Ringe, Käfig- bzw. Voliereninventar, die orale Aufnahme von Fremdkörpern und toxischen Substanzen, Bewegungseinschränkungen, mangelndes oder falsches Licht, ungeeignete Ernährung, schlechte Luftqualität, Stress und hormonelle Probleme - die Risiken sind vielfältig. "Einen großen Beitrag zur Vermeidung unnötigen Leids können alle geschulten Fachangestellten und Tierärzte leisten, die Ziervogelhalter auf die skizzierten Gefahren und die unterschiedlichen Ansprüche der einzelnen Spezies hinweisen."

Die beiden Vertreter der Justus-Liebig-Universität Gießen, Dr. med. vet. Kristina Maier-Sam, Fachtierärztin für Wirtschafts-, Wild- und Ziergeflügel, und Prof. Dr. med. vet. Michael Lierz, MRCVS, DZooMed, DipECZM (WHM), DipECPVS und Leiter der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische, sprachen über die tierärztliche Bestandsbetreuung im Zoofachhandel. Sie stellten dar, wie Tierärzte den betreuten Betrieb regelmäßig und systematisch bei der Erhaltung und Verbesserung der Tiergesundheit unterstützen und gleichzeitig das ökonomische Ergebnis verbessern können. Hierzu gehöre neben einer Behandlung von auftretenden Krankheiten vor allen Dingen die Implementierung prophylaktischer Maßnahmen wie zum Beispiel die Arbeit mit einem zuverlässigen Züchterstamm. Das Ziel sollte sein: "Gesunde Tiere, zufriedene Kunden", so Lierz.

Ernährungsfehler und die Konsequenzen

Den zweiten Tag eröffnete Dr. med. vet. Kristina Maier-Sam in Vertretung für Dr. med. vet. Helena Schneider, Fachtierärztin für Wirtschafts-, Wild- und Ziergeflügel an der Justus-Liebig-Universität Gießen, mit dem Thema: "Man ist, was man isst - Ernährungsfehler und die Konsequenzen". Hierbei wurden das Wohlbefinden und die Gesundheit von Papageien durch eine artgerechte und bedarfsgerechte Ernährung unter die Lupe genommen, denn einige häufige Krankheitsbilder wie ein Mangel an Mineralstoffen oder Spurenelementen, Rachitis/Osteomalazie, Adipositas und Atherosklerose können durch fehlerhafte Ernährung entstehen. Zusätzlich sollte die Futtersuche als Beschäftigungsmöglichkeit gestaltet werden, um körperliche Inaktivität zu vermeiden.

Prof. Dr. med. vet. Michael Lierz berichtete anschließend über die Entwicklungen in der Vogelmedizin. An den tierärztlichen Bildungseinrichtungen, besonders auch in Deutschland, sei die Vogelmedizin heute fester Bestandteil der Ausbildung, was die tierärztliche Versorgung von Vogelpatienten in den letzten Jahren deutlich verbessert habe. Zusätzlich sei die emotionale Bindung von Menschen zu ihren Vögeln intensiver geworden, so dass heute im Krankheitsfall im Gegensatz zu früher auch das gesamte Spektrum der Diagnostik und Therapie nachgefragt werde.

Podiumsdiskussion: Gemeinsam für die Zukunft der Vogelhaltung

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion waren sich alle Referentinnen und Referenten einig, dass eine tierschutzgerechte Ziervogelhaltung möglich und zeitgemäß sein kann. Allerdings müsse dafür einiges auf die Beine gestellt werden und die verschiedenen Disziplinen müssen mehr miteinander sprechen. Nur so könne die Haltung an das Tier angepasst werden und nicht das Tier an die Haltung.

Über das ZZF-Symposium

Zum 25. Mal veranstaltete die Wirtschaftsgemeinschaft Zoologischer Fachbetriebe GmbH (WZF) in diesem Jahr das ZZF-Symposium in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt), dem Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT) und dem Arbeitskreis 8 der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Das zweitägige Fachsymposium für beamtete und praktizierende Tierärzte sowie Zoofachgroß- und -einzelhändler, Mitarbeiter der herstellenden Heimtierindustrie und andere Tierexperten behandelt neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in der Heimtierhaltung und ist als tierärztliche Weiterbildung durch die Akademie für tierärztliche Fortbildung anerkannt.

Das nächste ZZF-Symposium findet am 15. und 16. Oktober 2022 zum Thema Zoonosen statt.

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